Es erscheint uns wie ein Wunder aber es geschieht einfach so. Die Arbeiterinnen ketteln sich an den entsprechenden Stellen im Bienenstock dicht aneinander zu einer kleinen Bienentraube zusammen. Durch die enge Berührung und Bewegung der Bienen erzeugen sie Wärme, die jüngsten Bienen fangen an zu schwitzen und schwitzen buchstäblich den Wachs aus. Das sind sogenannte quadratische Wachsplätchen, so weiß wie Schnee und leichter als Daunenfedern, fleckenlos und leicht wie Luft, scheinbar wirklich die Seele des Honigs. Es dauert 18 bis 24 Stunden, nachdem eine derartige Hitze in dem Bienenstock entstanden ist, das man glauben könnte die Bienen verenden.
Und dann urplötzlich lässt sich eine der Bienen aus dem Inneren der Traube, klettert nach außen und begibt sich an die höchste Stelle des Bienenstockes, schiebt die im Wege hängenden Bienen beiseite und zieht mit Fäden und Mund eines der acht ausgeschwitzten Plätchen aus dem ringförmigen und kegel artigen Hinterteil ihres Körpers um es an dem höchsten Punkt so zu befestigen, dass es mit Sicherheit sich selbständig nicht lösen kann, nachdem sie das Plätchen geknetet, gebogen, gestreckt, gehobelt, zurecht geschnitten und mit Speichel vermengt hat. Zu diesem Zweck erzeugen sie zusätzlich einen Kleber, genannt Propolis. Es ist die Grundsteinlegung umgekehrter Richtung, denn der Wabenbau erstreckt sich von oben nach unten. Hat sie diese Arbeit erledigt kommt eine zweite Spezialistin und danach eine dritte und vollendet die erste Wabe. Gleiches geschieht auf der Rückseite. Der Boden der Wabe ist pyramidenartig geformt. Wenn auf der einen Seite zwei Waben fertig sind, passen die Bienen auf der anderen Seite den pyramidenartigen Boden in die entstandene pyramidenartige Vertiefung ein, sodass dadurch eine sehr stabile Konstruktion ohne Lücken entsteht. Der Winkel dieser Pyramide ist so angelegt, dass der Wachsverbrauch am minimalsten ist. Es könnte nicht besser von einem Mathematiker errechnet werden. HJR.
Quelle: Das Leben der Bienen von Marice Maeterinck, Unionsverlag